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Alles Idioten hier! Wie echte Führungskräfte Kritik äußern

Fehler aufzuzeigen ist im Privaten und in der Businesswelt für manche ein rotes Tuch, für andere ein Werkzeug zur Exzellenz. Egal, wie Sie dazu stehen: Kritik gehört in Unternehmen genauso dazu wie endlose Meetings und PowerPoint-Präsentationen.

Ohne konstruktive Kritik würden Projekte scheitern, Kunden abspringen und der Fortschritt steckenbleiben. Kurz gesagt: Wir würden immer noch an die Schlaghose als ultimativer Moderevolution glauben oder an die Kombination aus Ananas und Pizza als kulinarischer Offenbarung.

„So ein Vollidiot!“ ist schnell gesagt, aber bringt es Sie weiter?

Wo gehobelt wird, fallen Späne, sagt man. Jeden Tag machen Menschen zig Fehler. Wenn etwas nicht funktioniert oder von den Mitarbeitenden verbockt wird, fällt das auf Sie als Führungskraft zurück. Wie übt man als Führungskraft konstruktive Kritik? Wie verschaffen Sie sich Gehör? Und welche Rolle spielen Sie als Führungskraft in Fehlerszenarien? In diesem Blog gebe ich Ihnen dazu einen kleinen Input.

Kritik geben ist die hohe Kunst der wertschätzenden Verbesserung und der fein dosierten Wahrheit.

Kritik äußern ist wie ein Gericht servieren: Sie können es raffiniert anrichten oder einfach alles auf einen Teller klatschen, oder auf die Businesswelt angewendet, ist es wie das Halten einer wichtigen Präsentation. Sie können sich in leeren Worthülsen verlieren oder Ihre Punkte klar und effektiv vermitteln.

Sechs bewährte Techniken wie Sie konstruktiv Kritik üben

  1. Sandwich-Methode – aber bitte ohne Käse!
    Beginnen Sie mit einem aufrichtigen Lob, formulieren Sie Ihre Kritik konkret und schließen Sie mit einem positiven Ausblick. Aber Achtung: Wenn Ihre Komplimente gekünstelt wirken, sind Sie schneller durchschaut als ein schlecht kaschiertes Budgetloch. Niemand braucht Business-Bla-Bla wie „Ihre Energie ist toll, aber …“ wenn es nicht ehrlich gemeint ist!
  2. Fakten statt Gefühlsduselei
    Zahlen, Daten, Fakten – das ist das Gold der Businesskommunikation. Generalisierte Kritik ohne konkrete Ansatzpunkte ist wie ein Rezept ohne Zutatenliste – völlig nutzlos. Lust auf emotionale Rundumschläge? Stopp! Bleiben Sie professionell! Und ja, das bedeutet, dass Sie sich vorher Gedanken machen müssen. Willkommen in der Welt der Erwachsenen!

    FALSCH: „Ihr Bericht war total beschissen!“
    RICHTIG: „Ihr Bericht enthielt diese drei falschen Zahlen, die unsere Analyse negativ beeinflusst haben.“

  3. Zeit und Ort für Kritik
    Kritik in der Teammeeting vor allen Kolleginnen und Kollegen? Ein großer Fehler! Niemand möchte vor versammelter Mannschaft hingerichtet werden. Vereinbaren Sie ein Gespräch unter vier Augen in einer ruhigen Umgebung. Denken Sie daran: Business-Etikette heißt auch, andere nicht bloßzustellen. Warten Sie, bis sich der Sturm gelegt hat. Wir haben alle genug Drama.

  4. Lösungsorientiert sein – und bleiben
    Kritik ohne Verbesserungsvorschläge ist wie ein Auto ohne Motor. Formulieren Sie als Führungskraft klar, wie der Fehler in Zukunft vermieden werden kann. Zum Beispiel: „Lassen Sie uns gemeinsam einen Prozess entwickeln, um solche Abweichungen frühzeitig zu erkennen“.

    „Das hätte ein Fünfjähriger besser gemacht“ ist vielleicht lustig gemeint, hat aber im Geschäftsleben eine fatale Wirkung.

    Kritik darf nie und wirklich niemals persönlich sein. Mit anderen Worten: Unterlassen Sie als echte Führungskraft den Angriff auf die Person und konzentrieren Sie sich auf das Problem! Niemand braucht unnötige Konfrontation auf dieser Welt – wir brauchen Lösungen!

  5. Wiederholte Fehler professionell ansprechen – ohne Drama
    Wenn Fehler immer wieder passieren, wird es kritisch. Dann reicht es nicht, sie nur zu benennen. Erklären Sie Ihren Mitarbeitenden die Konsequenzen für das Unternehmen, zum Beispiel: „Durch diese Verzögerung wurde das Projektbudget um 15 % überschritten. Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder passiert.“ Fordern Sie als Führungskraft klare Zusagen ein: „Wie wollen Sie diesen Fehler in Zukunft vermeiden?“ Und nein, allgemeines Schulterzucken ist keine akzeptable Antwort. Fordern Sie aktiv Lösungsvorschläge.

  6. Schadensbegrenzung mit Fingerspitzengefühl
    Wenn ein echter Schaden entstanden ist – sei es ein finanzieller oder ein Imageschaden – ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Benennen Sie den Schaden klar, aber bleiben Sie respektvoll: „Der Fehler hat uns 5.000 Euro gekostet. Lassen Sie uns gemeinsam analysieren und festlegen, wie wir so etwas in Zukunft vermeiden können. Schuldzuweisungen? Bringen weder die verlorenen Euros noch das angekratzte Image zurück. Außerdem zeigt es, dass es Ihnen um das Problem und nicht um die Schuld geht.

Hilfe! Die Mitarbeiter nehmen Kritik nicht ernst!

Manchmal scheint es, als würden die Mitarbeitenden Kritik durch einen unsichtbaren Filter ausblenden. Wenn Kritik nicht ernst genug genommen wird, muss die Eskalation mit Charme und Strenge gemanagt werden! In solchen Fällen müssen Sie als echte Führungskraft klare Signale setzen:

Fehler festhalten – schwarz auf weiß
Dokumentieren Sie die Gespräche und Übereinkünfte. Zum Beispiel: „Wie besprochen, erwarten wir, dass dieser Prozess bis Ende des Monats angepasst wird.“ Das macht Ihre Erwartungen verbindlich. Und nein, das Schreiben von Memos ist keine Nostalgie, sondern eine Notwendigkeit!

Konsequenzen aufzeigen – charmant, aber klar
Wenn Kritik ignoriert wird, sollten die Konsequenzen klar kommuniziert werden: „Wenn dieser Fehler wieder auftritt, müssen wir alternative Verantwortlichkeiten prüfen“. Und ja, das ist die schöne Umschreibung für: Ihr Job steht auf dem Spiel.

Unterstützung anbieten – aber nicht unbegrenzt
Oft liegt das Problem weniger in der Ignoranz als in fehlenden Ressourcen oder Kompetenzen. Fragen Sie: „Gibt es etwas, das Sie benötigen, um die Kritik umzusetzen?“ Aber seien Sie wachsam: Wenn zum zehnten Mal die gleiche Ausrede kommt, ist es an der Zeit, die Geduld zu verlieren.

Letzte Eskalationsstufe – das ernste Gespräch
Wenn trotz aller Bemühungen keine Besserung eintritt, muss ein ernstes Gespräch geführt werden. Zum Beispiel: „Wir sehen leider keine Fortschritte und müssen Konsequenzen ziehen. Das könnte Auswirkungen auf Ihre Rolle im Unternehmen haben.“ Mit anderen Worten: Für ewige Verweigerer gibt es keine Karrierechance.

Mit Kritik zum Erfolg: Ihre Rolle als Führungskraft

… und last but not least: die eigene Rolle nicht vergessen und reflektieren, denn „it takes two to tango”. Auch Chefs sind nicht unfehlbar und nur Menschen! Blicken Sie den Tatsachen ins Auge:

Als Führungskraft sind Sie IMMER mitverantwortlich!
Fragen Sie sich, welche Rolle Sie in der ganzen Misere spielen. Welche Taten oder
Worte haben das Problem oder den Fehler mitverursacht oder sogar verschlimmert? Statt ausschließlich auf die Fehler des anderen zu verweisen, sprechen Sie, wenn möglich, Ihren Anteil offen an und entschuldigen Sie sich gegebenenfalls für konkrete Verletzungen, respektloses Verhalten und auch für systemische Schwächen, für die Sie als Führungskraft natürlich verantwortlich sind. Zeigen Sie Größe, indem Sie Fehler eingestehen. Das signalisiert Selbstvertrauen. Zum Beispiel: „Ich sehe, dass ich hier nicht präzise genug war. Danke, dass Sie mich darauf hingewiesen haben.“

In den Schuhen des anderen! Perspektivwechsel
Betrachten Sie die Situation aus Sicht der anderen. Welche Gefühle, Bedürfnisse oder Interessen könnten hinter den Reaktionen auf die Kritik stehen? Oder sind es systemische Probleme, ob erkannt oder unerkannt, wie z.B. Werkzeuge, Prozesse oder ähnliches? War meine Art zu kommunizieren (Tonfall, Wortwahl, Körpersprache) respektvoll und sachlich oder habe ich unwissentlich provoziert?

Eigene Emotionen im Griff haben
Oft entstehen Missverständnisse, wenn unangenehme Gefühle wie Ärger oder Enttäuschung dazu verleiten, uns zu rechtfertigen oder auf die Fehler des anderen zu zeigen. Gehen Sie konstruktiv mit Ihren Gefühlen um.

Kritik als wertvolles Business-Tool verstehen

In der Businesswelt ist Kritik kein Luxus, sondern ein Werkzeug zur Optimierung. Ob Sie Kritik geben oder empfangen, der Fokus sollte immer auf Wachstum, Effizienz und gemeinsamen Erfolg liegen. Und wenn jemand Kritik nicht ernst nimmt? Erinnern Sie daran: Das Unternehmen funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen – und wer das nicht versteht, wird sich früher oder später auf einem anderen beruflichen Abstellgleis wiederfinden

Am Ende des Tages ist Professionalität keine Option, sondern eine Voraussetzung.

In einem Konflikt, in dem eventuell beide Seiten eine Teilschuld tragen, bedeutet das zunächst auch anzuerkennen, dass man selbst nicht nur „Opfer“ der Umstände ist, sondern eventuell auch aktiv zum Geschehen beigetragen habe. Es ist wichtig, seinen Anteil am Konflikt zu erkennen und Verantwortung dafür zu übernehmen, anstatt die Schuld einseitig bei der anderen Person zu suchen. Kritik muss immer so angebracht werden, dass es für beide Seiten klar ist, dass man schlussendlich mit einem Menschen spricht und diesen auch respektiert.

Als echte Führungskraft nehmen Sie eine Vorbildfunktion ein. Wenn Sie in der Lage sind richtig zu kritisieren profitieren Ihre Mitarbeiter davon!

Wenn es doch nur so einfach wäre….
In meiner langjährigen Tätigkeit als Interim Manager habe ich so manche verfahrene Situation erlebt und entwirrt. Meist hilft der Blick von außen, um Fehlerquellen nachhaltig zu beseitigen – aber den muss man sich als echte Führungskraft auch zulassen können.

Auch Kritisieren will gelernt sein.

Gemeinsam neue Wege finden.
Mutig denken – Wandel wagen
Alexander d’Huc