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Unternehmenskrise: Der Mythos, dass es keiner hat kommen sehen

Unternehmen geraten nicht über Nacht in eine Krise. Meist gibt es deutliche Warnsignale, lange bevor das Chaos ausbricht. Diese Anzeichen werden übersehen, ignoriert oder falsch interpretiert. Warum passiert das und was können Unternehmen tun, um frühzeitig gegenzusteuern?

In dieser Reihe widme ich mich gezielt Problemen in Unternehmen, die vielfältige Ursachen haben. Eine Unternehmenskrise entsteht meist aus einer Symbiose von schlechter Personalführung und Leadership, Kommunikation, Entscheidungsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft sowie Lernfähigkeit. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, welche Warnsignale es für Krisen gibt, warum sie oft ignoriert werden und wie Sie sich als Unternehmer/Führungskraft dagegen wappnen können.

Keiner hat es kommen sehen ist ein Mythos. In fast allen Fällen hat es irgendjemand kommen sehen.

In allen Krisenfällen zeigt sich rückblickend, dass Unternehmen bereits Monate oder gar Jahre zuvor auf Probleme hingewiesen wurden und die Anzeichen deutlich vorhanden waren. Doch die Warnungen verpufften oder wurden nicht ernst genommen.

Warnsignale für Unternehmenskrisen

Nur mehr die Gegenwart zählt
Alle Lichter müssen rot blinken, sobald sich ein Unternehmen nur noch mit der Gegenwart beschäftigt. Wenn in einem Unternehmen nicht mehr über Chancen in der Zukunft gesprochen wird, sondern über Gefahren, dann ist Feuer am Dach. Gestatten Sie mir einen Vergleich: Ein verliebtes Paar, das sich sicher ist, zusammenzubleiben, schmiedet Pläne für die Zukunft. Wenn die Beziehung bröckelt, ist man froh, wenn man als Paar den nächsten Streit überlebt. Gesunde Paare und somit auch gesunde Unternehmen blicken in die Zukunft.

Es wird schon alles besser…
Wenn Sie als Führungskraft das Gefühl haben, Ihre Mitarbeiter sind nicht ehrlich zu Ihnen, hakt es gewaltig in der Kommunikation innerhalb Ihres Unternehmens. Das ist leider oft der Fall. Der Mitarbeiter fürchtet um seinen Arbeitsplatz, Ausreden und Relativierungen sind schnell gefunden. Die Wahrheit ist oft unangenehm, wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter mit mäßigem Erfolg von einer Messe zurückkommt, weiß er meist genau, woran es liegt. Eigentlich müsste er Ihnen als Vorgesetzten reinen Wein einschenken und erklären, dass die Produkte/Dienstleistungen beispielsweise zu teuer sind, Konkurrent XY es besser macht oder der Markt sich verändert hat. Stattdessen wird beschwichtigt und geleugnet – es wird schon alles wieder besser werden. Wird es nicht, das kann ich Ihnen aus meiner langjährigen Erfahrung garantieren.

Das Wunder bleibt aus
Rückläufige Kundenbewertungen oder eine hohe Fluktuation bei Bestandskunden sind deutliche Anzeichen dafür, dass Ihr Unternehmen an den Markterfordernissen vorbeigearbeitet hat. Das Wunder, dass Ihre Produkte/Dienstleistungen plötzlich wieder reißenden Absatz finden, wird ausbleiben. Wir Menschen neigen dazu, Informationen, die einen Misserfolg beinhalten auszublenden oder herunterzuspielen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber meist ist es dann für das Unternehmen zu spät.

Warum werden Warnsignale in Unternehmen übersehen?

Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum Warnsignale von Führungskräften und Mitarbeitern ignoriert oder nicht wahrgenommen werden.

  • Kurzfristiges Denken: Der Fokus liegt in Unternehmen oft auf kurzfristigen Erfolgen und schnellen Gewinnen, während langfristige Strategien ausgeblendet werden. Gerade in wirtschaftlich guten Zeiten werden strukturelle Mängel oft übersehen.
  • Kultur des Schweigens: In vielen Unternehmen herrscht eine Atmosphäre, in der Mitarbeiter Angst haben, Probleme anzusprechen. Stattdessen wird lieber der Schein gewahrt, um keine Konflikte zu provozieren.
  • Unklarheit über Verantwortung: Wenn es keine klaren Verantwortlichkeiten im Unternehmen gibt, können Probleme leicht übersehen werden. Jeder verlässt sich darauf, dass jemand anderes das Problem bemerkt und löst.
  • Optimismus-Fanatismus: Führungskräfte neigen dazu, sich auf das Positive zu konzentrieren und negative Entwicklungen zu unterschätzen oder kleinzureden.
  • Komplexität: In großen und komplexen Unternehmensstrukturen können Signale in der Masse an Informationen untergehen. Daten werden zwar gesammelt, aber nicht korrekt analysiert.

Wie können Unternehmen Warnsignale erkennen?

Um einer Krise vorzubeugen, müssen Unternehmen ein Frühwarnsystem einrichten. Hier sind einige Schritte, die dabei helfen können:

  • Proaktive Unternehmenskultur fördern: Unternehmen sollten eine Kultur des offenen Dialogs fördern, in der Probleme offen angesprochen und nicht unter den Teppich gekehrt werden. Mitarbeiter müssen das Gefühl haben, dass ihre Bedenken und Vorschläge ernst genommen werden und etwas bewirken.
  • Controlling: Regelmäßige Analysen der Unternehmensleistung und des Marktes helfen, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen. KPIs (Key Performance Indicators) und regelmäßige Kundenumfragen können wertvolle Hinweise liefern.
  • Feedback-Schleifen schaffen: Führungskräfte sollten regelmäßige Feedback-Runden etablieren, in denen Mitarbeiter Probleme ansprechen können. Diese Feedback-Schleifen sollten nicht nur als formale Pflicht wahrgenommen, sondern tatsächlich genutzt werden, um aufkommende Herausforderungen zu besprechen.
  • Externe Beratung als Vorsorge: Ein externer Blickwinkel kann oft objektiver und wertvoller sein als die interne Sichtweise. Interim Manager helfen dabei, blinde Flecken zu identifizieren.

Fazit
Das Übersehen von Warnsignalen ist eine der häufigsten Ursachen für Unternehmenskrisen. Die gute Nachricht: Warnsignale sind keine Schicksalsschläge, sie können rechtzeitig erkannt und angegangen werden. Entscheidend ist eine Unternehmenskultur, die Transparenz und proaktives Problemlösen fördert. Wer sich frühzeitig mit möglichen Problemen auseinandersetzt, ist besser gerüstet, Krisen abzuwenden und das Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten. Vorsorge ist besser als Nachsorge! Ich begleite Sie gerne zur Vorsorgeuntersuchung.

Gemeinsam neue Wege finden.
Mutig denken – Wandel wagen

Alexander d´Huc