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Inside Interim Management: Experte vs. Interim Manager – warum Wissen allein nicht reicht

– Meine Meinung – kein Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit –

In vielen Unternehmen gibt es eine ungesunde Verwechslung zwischen Experten und echten Problemlösern. Experten sind unbestritten wichtig – sie haben tiefgehendes Fachwissen, beherrschen ihre Materie aus dem Effeff und sind für spezialisierte Problemstellungen unerlässlich. Doch wenn Unternehmen glauben, dass Experten automatisch auch strategische Lösungen für größere Herausforderungen liefern können, begehen sie einen fatalen Fehler.

Denn ein Experte betrachtet die Welt durch die Linse seines Fachgebiets. Er arbeitet in der Tiefe, nicht in der Breite. Er erkennt technische Details, aber oft nicht deren Auswirkungen auf das große Ganze. Ein Interim Manager hingegen denkt unternehmerisch. Er versteht, dass ein isoliert gelöstes Problem oft nur ein Symptom eines viel tieferliegenden strukturellen Defizits ist.

Illustration, links der Experte am Tisch sitzen in einem Büro arbeitend, rechts der Interim Manager mitten im Geshcehen der Fabrik sich umschauend.

Der IT-Spezialist und der brennende Wald

Ein Unternehmen ruft einen hochqualifizierten IT-Spezialisten, weil die Server regelmäßig abstürzen. Dieser analysiert die Systeme und findet den Übeltäter: Ein fehlerhaft programmiertes Skript verursacht zyklische Überlastungen. Er korrigiert den Code – Problem gelöst, Auftrag beendet.
Oder?

Nein. Wenige Monate später häufen sich erneut IT-Probleme. Andere Anwendungen fallen aus, Server antworten verzögert, Arbeitsprozesse stocken. Doch unser Experte ist längst weitergezogen, stolz darauf, das ursprüngliche Problem behoben zu haben.

Hier kommt der Interim Manager ins Spiel. Er betrachtet das Problem nicht isoliert, sondern im Gesamtkontext. Sein Blick geht über die reine Code-Korrektur hinaus. Er analysiert die IT-Architektur, die Kommunikationsstrukturen zwischen IT und Fachabteilungen, die Unternehmenskultur im Umgang mit digitaler Infrastruktur. Und dann wird klar: Das fehlerhafte Skript war nur das Symptom.

Die wahre Ursache? Ein chaotisches IT-Management. Es gibt keine klaren Verantwortlichkeiten für digitale Prozesse. Wartung erfolgt nur reaktiv, nicht präventiv. Es existiert keine langfristige Digitalstrategie. Und genau hier greift der Unterschied zwischen einem Experten und einem Interim Manager. Der Experte hat ein Mikroproblem gelöst, der Interim Manager erkennt das Makroproblem und liefert eine nachhaltige Lösung.

Die gefährliche Illusion der Expertenlösung

In vielen Unternehmen herrscht die naive Vorstellung, dass ein Problem wirklich gelöst ist, wenn das akute Symptom verschwindet. Die Realität ist jedoch eine andere.
Experten liefern Detailwissen, Interim Manager liefern Wirkung. Ein Experte programmiert einen besseren Code, ein Interim Manager baut eine Struktur, in der Probleme nicht mehr entstehen. Ein Experte kann eine Maschine optimieren, ein Interim Manager stellt sicher, dass das ganze Unternehmen nachhaltig effizient arbeitet.

Ein Unternehmen, das sich nur auf Experten verlässt, betreibt letztlich nur Flickschusterei. Es repariert, was kaputtgeht, ohne sich zu fragen, warum es überhaupt kaputtgeht. Ein Interim Manager hingegen stellt die richtigen Fragen:

  • Warum fällt der Server regelmäßig aus?
  • Gibt es grundlegende Defizite in der IT-Architektur?
  • Wer ist eigentlich verantwortlich, und wer steuert langfristige Verbesserungen?
  • Wie kann sich das Unternehmen strategisch so aufstellen, dass zukünftige IT-Probleme proaktiv vermieden werden?

Wer nur das Symptom behandelt, wird immer wieder vor demselben Problem stehen. Wer die Ursache versteht und adressiert, schafft langfristigen Erfolg.

Personal & Personalführung: Der unterschätzte Faktor

Ein weiteres oft übersehenes Thema ist das Personalmanagement. Experten sind oft Einzelkämpfer – sie bringen ihre Expertise ein, aber kümmern sich nicht darum, wie diese ins Team eingebunden wird. Ein Interim Manager hingegen versteht, dass nachhaltige Lösungen nur mit den richtigen Menschen funktionieren.

  • Gibt es in der Belegschaft das notwendige Know-how zur langfristigen Umsetzung?
  • Sind Führungskräfte befähigt, Veränderungen aktiv zu unterstützen?
  • Gibt es eine Kultur der Weiterbildung, oder verlässt man sich ausschließlich auf externe Spezialisten?

Ein Interim Manager sorgt dafür, dass Teams nicht nur technisch, sondern auch strukturell und personell auf Veränderungen vorbereitet sind. Er erkennt, wenn Mitarbeiter falsch eingesetzt werden, und sorgt dafür, dass Menschen in Rollen arbeiten, in denen sie ihre Stärken voll entfalten können.

Unternehmenskultur & Fehlerkultur: Warum Unternehmen oft gegen sich selbst arbeiten

Viele Unternehmen sabotieren sich unbewusst selbst. Sie holen Experten, um kurzfristige Probleme zu lösen, und wundern sich, warum sich die Muster immer wiederholen. Das liegt oft an einer fehlerhaften Unternehmenskultur.

  • Wird in der Organisation nur auf kurzfristige Erfolge geschaut?
  • Gibt es eine Angstkultur, die verhindert, dass echte Probleme angesprochen werden?
  • Dürfen Fehler gemacht werden, um daraus zu lernen, oder wird jeder Fehler bestraft?

Ein Interim Manager erkennt schnell, ob eine Organisation bereit für echte Veränderungen ist oder sich nur oberflächlich verbessert. Er hinterfragt eingefahrene Muster, stößt Diskussionen an und hilft dabei, eine Kultur zu etablieren, in der nachhaltige Verbesserungen möglich sind. Denn oft liegt das eigentliche Problem nicht in einem fehlerhaften Skript, sondern in einer fehlerhaften Denkweise.

Unternehmen müssen sich entscheiden: Wollen sie echte Lösungen oder nur schnelle Reparaturen?

Der Fehler, den viele Unternehmen begehen, ist, dass sie sich mit der schnellen Reparatur zufriedengeben. Das ist bequem, es gibt das Gefühl von Fortschritt, und es vermeidet unangenehme Fragen. Doch diese Denkweise ist brandgefährlich.

Ein Unternehmen, das sich ausschließlich auf Experten verlässt, läuft Gefahr, immer wieder in dieselben Probleme zu tappen. Es fehlt die Fähigkeit zur echten Transformation. Interim Manager sind unbequem, weil sie Strukturen infrage stellen, Machtgefüge durchbrechen und Unternehmen dazu zwingen, sich mit ihrer eigenen Ineffizienz auseinanderzusetzen. Doch genau das ist es, was langfristig den Unterschied macht.

Fazit: Die Expertenfalle vermeiden

Experten sind unersetzlich – aber nur für das, wofür sie wirklich gebraucht werden. Wer Experten als ganzheitliche Problemlöser missbraucht, riskiert, immer wieder an denselben Schwachstellen zu scheitern. Interim Manager hingegen liefern nachhaltige Veränderung.

Ein Unternehmen muss sich entscheiden:
Will es nur, dass die IT-Server heute wieder funktionieren – oder dass das gesamte IT-Management so aufgestellt wird, dass sie in Zukunft gar nicht erst ausfallen?

Wer nur Experten einsetzt, kann immer nur reparieren. Wer Interim Manager einsetzt, kann endlich wirklich gestalten.

Mutig denken – Wandel wagen
Alexander d’Huc