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Inside Interim Management: Integrität immer vor Opportunität

Meine Meinung – kein Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit

Interim Manager sind keine Angestellten, keine internen Politiker, keine Seilschaftsbildner. Sie sind erfahrenen Manager auf Zeit, die mit einem einzigen klaren Auftrag kommen: Probleme lösen. Und genau hier liegt ihr größter Vorteil gegenüber internen Managern – sie haben keine eigene Agenda. Sie müssen sich nicht um Karrierechancen im Unternehmen kümmern, keine internen Allianzen schmieden, niemandem nach dem Mund reden. Ein guter Interim Manager stellt daher Integrität immer vor Opportunität. Wer es anders macht, ist nichts weiter als ein hochbezahlter Lügner.

Illustration eines Interim Managers in der Mitte von auf Stühlen sitzenden Angestellten mit dem Wort Integrity an der Wand und diversen nidergeworfener Plakate auf dem Boden.

Keine Angst vor heiligen Kühen

Jeder, der einmal länger in einem Unternehmen gearbeitet hat, kennt sie: Die unantastbaren Strukturen, die ungeschriebenen Regeln, die Denkverbote. „Das haben wir schon immer so gemacht“, „Das ist hier nicht umsetzbar“, „Das wird nie funktionieren“ – Sätze, die den Stillstand zementieren. Der Interim Manager hat den unschätzbaren Vorteil, dass er solche Dogmen nicht kennt und sie auch nicht akzeptiert. Er kommt von außen, mit klarem Blick, unvoreingenommen und bereit, wirklich etwas zu verändern. Wo andere zögern, weil sie die firmeninternen Konsequenzen fürchten, handelt er konsequent und bricht alte Strukturen auf.

Keine Karriereabsicherung, keine faulen Kompromisse

Ein internes Managementteam muss ständig Kompromisse eingehen. Warum? Weil jeder langfristig weiter im Unternehmen bestehen will. Keiner will sich mit einflussreichen Personen anlegen, keiner will durch allzu unbequeme Wahrheiten seine Zukunft riskieren. Interim Manager haben diesen Ballast nicht. Sie sind für einen begrenzten Zeitraum da und können sich voll auf die Lösung der eigentlichen Probleme konzentrieren. Sie können sich trauen, Dinge anzupacken, die andere lieber unter den Teppich kehren. Sie haben den Mut, die Fragen zu stellen, die alle anderen fürchten.

Wahrheiten aussprechen, nicht Taktieren

Interim Manager haben keine langfristige Reputation im Unternehmen zu verteidigen. Sie müssen nicht darauf achten, dass ihre Aussagen niemanden verärgern, um in der nächsten Beförderungsrunde berücksichtigt zu werden. Sie sprechen Wahrheiten aus, auch wenn sie unbequem sind. Sie können Entscheidungen treffen, die interne Manager nicht zu treffen wagen.

Die Wahrheit ist oft schmerzhaft. Sie bedeutet, dass sich liebgewonnene, aber ineffektive Prozesse ändern müssen. Sie bedeutet, dass sich langgediente Mitarbeiter anpassen oder gehen müssen. Sie bedeutet, dass unbequeme Wahrheiten ausgesprochen werden. Doch genau das ist die Essenz guter Führung – und kein Manager, der sich dieser Aufgabe verweigert, wird seiner Position gerecht.

Die Freiheit des unabhängigen Denkens

Die größte Gefahr in etablierten Unternehmen ist die Betriebsblindheit. Wer jahrelang in einer Organisation arbeitet, verinnerlicht deren Regeln und Sichtweisen, ohne sie zu hinterfragen. Ein Interim Manager kommt ohne diese Scheuklappen. Er stellt Fragen, die intern niemand mehr stellt. „Warum machen wir das eigentlich so?“, „Gibt es nicht eine bessere Lösung?“.

Oftmals ist genau dieser unverstellte Blick der größte Wert, den ein Interim Manager mitbringt. Er sieht nicht nur, was möglich ist, sondern auch, was verhindert wird. Und er hat die Freiheit, Dinge anzusprechen und umzusetzen, die nachhaltige Wirkung erzielen.

Auftragserfüllung statt Machterhalt

Ein interner Manager ist in erster Linie seiner eigenen Position verpflichtet. Selbst wenn er gute Absichten hat, wird er immer darauf achten, sich nicht selbst ins Abseits zu stellen. Ein Interim Manager hingegen ist nur seinem Auftrag verpflichtet. Er hat keine „Altlasten“, keine Vergangenheit in der Organisation, keine Verpflichtungen gegenüber bestimmten Fraktionen.

Er kann sich voll auf das konzentrieren, wofür er geholt wurde: Das Problem lösen. Ohne Rücksicht auf firmeninterne Empfindlichkeiten, ohne Angst, sich Feinde zu machen.

Die Abwehrhaltung der Unternehmen

Unternehmen behaupten oft, sie wollten „frischen Wind“ und „neue Perspektiven“. Doch wenn es ernst wird, setzen sie alles daran, genau das zu verhindern. Sie fordern Veränderung, aber wehe, jemand rührt an den Privilegien der etablierten Machtstrukturen. Das macht den Interim Manager zur vielleicht wirkmächtigsten Person im Unternehmen. Denn er hat nichts zu verlieren.

Wer als Unternehmen einen echten Interim Manager engagiert, sollte sich fragen: Wollen wir wirklich jemanden, der Klartext redet und das Problem nachhaltig löst? Oder suchen wir jemanden, der kosmetische Korrekturen vornimmt, ohne eventuell das System infrage zu stellen?

Fazit: Integrität ist der wahre Erfolgsfaktor

Ein Interim Manager darf nicht opportunistisch handeln. Wer sich von internen Zwängen beeinflussen lässt, verliert seine Unabhängigkeit und damit seinen größten Vorteil. Unternehmen, die einen Interim Manager engagieren, müssen bereit sein, die Wahrheit zu hören – auch wenn sie unbequem ist. Denn nur durch Integrität kann echte Veränderung stattfinden.

Wer Opportunität über Integrität stellt, bleibt im Status quo gefangen. Und Interim Management ist nicht dafür da, den Status quo zu erhalten, sondern um ihn zu durchbrechen.

Ein Unternehmen, das einen Interim Manager engagiert, muss sich entscheiden: Will es wirklich Lösungen oder nur jemanden, der das bestehende System bestätigt? Wer nur nach Interim Managern sucht, die sich reibungslos ins System einfügen, braucht keine externe Hilfe – sondern ein besseres Rhetorik-Seminar.

Mutig denken – Wandel wagen
Alexander d’Huc